Die Zauberflöte: Llibret. Acte I
Portada

Índex principal

Die Zauberflöte


DIE ZAUBERFLÖTE

Acte I

Escena Primera

Eine felsige Gegend, hie und da mit Baeumen ueberwachsen. Tamino kommt im Jagdkleide von einem Felsen herunter mit einem Bogen, aber ohne Pfeil. Eine Schlange verfolgt ihn.

1. Introduktion

Tamino: 
 Zu Hilfe! Zu Hilfe! Sonst bin ich verloren,
 Der listigen Schlange zum Opfer erkoren.
 Barmherzige Goetter! Schon nahet sie sich!
 Ach, rettet mich! Ach, schuetzet mich!
 
(Er faellt in Ohnmacht. Die Drei Damen verschleiert, mit
silbernen Wurfspiessen.)
 
Drei Damen: 
 Stirb, Ungeheu'r, durch unsre Macht!
(Sie stossen die Schlange entzwei.)
 Triumph! Triumph! Sie ist vollbracht,
 Die Heldentat! Er ist befreit
 Durch unsres Armes Tapferkeit.
 
Erste Dame:
 Ein holder Juengling, sanft und schoen.
 
Zweite Dame:
 So schoen, als ich noch nie gesehn!
 
Dritte Dame:
 Ja, ja, gewiss zum Malen schoen!
 
Drei Damen:
 Wuerd' ich mein Herz der Liebe weihn,
 So muesst es dieser Juengling sein.
 Lasst uns zu uns'rer Fuerstin eilen,
 Ihr diese Nachricht zu erteilen.
 Vielleicht dass dieser schoene Mann
 Die vor'ge Ruh' ihr geben kann.
 
Erste Dame:
 So geht und sagt es ihr,
 Ich bleib indessen hier.
 
Zweite Dame:
 Nein, nein, geht ihr nur hin,
 Ich wache hier fuer ihn!
 
Dritte Dame:
 Nein, nein, das kann nicht sein!
 Ich schuetze ihn allein.
 
Erste Dame:
 Ich bleib' indessen hier!
 
Zweite Dame:
 Ich wache hier fuer ihn!
 
Dritte Dame:
 Ich schuetze ihn allein!
 
Erste Dame:
 Ich bleibe!
 
Zweite Dame:
 Ich wache!
 
Dritte Dame:
 Ich schuetze!
 
Drei Damen:
 Ichl Ich! Ich!
(Jede fuer sich)
 Ich sollte fort? Ei, ei, Wie fein!
 Sie waeren gern bei ihm allein -
 Nein, nein! Das kann nicht sein!
(Eine nach der andern, dann alle drei zugleich)
 Was wollte ich darum nicht geben,
 Koennt' ich mit diesem Juengling leben!
 Haett' ich ihn doch so ganz allein!
 Doch keine geht; es kann nicht sein,
 Am besten ist es nun, ich geh'.
(Zu Tamino)
 Du Juengling, schoen und liebevoll,
 Du trauter Juengling, lebe wohl,
 Bis ich dich wiederseh'.
(Sie gehen)
 

Dialog

 
Tamino (erwacht, sieht furchtsam umher):
 Wo bin ich? Ist's Fantasie, dass ich noch lebe?
 Oder hat eine hoehere Macht mich gerettet?
(Er steht auf und sieht umher.)
 Wie? - Die boesartige Schlange ist tot?
(Man hoert von fern ein Waldfloetchen.)
 Was hoer ich? - Ha, eine maennliche Figur naehert sich
(Er versteckt sich hinter einem Baum.)
 

2. Arie

 
(Papageno kommt einen Fussteig herunter, hat auf dem
Ruecken eine grosse Vogelsteige, worin Verschiedene Voegel
sind. In der Hand hat er eine kleine Waldfloete.)
 
Papageno:
 Der Vogelfaenger bin ich ja,
 Stets lustig, heisa, hopsassa!
 Ich Vogelfaenger bin bekannt
 Bei Alt und Jung im ganzen Land.
 Weiss mit dem Locken umzugehn
 Und mich auf's Pfeifen zu verstehn.
 Drum kann ich froh und lustig sein,
 Denn alle Voegel sind ja mein.
 
 Der Vogelfaenger bin ich ja,
 Stets lustig, heisa, hopsassa!
 Ich Vogelfaenger bin bekannt
 Bei Alt und Jung im ganzen Land.
 Ein Netz fuer Maedchen moechte ich,
 Ich fing sie dutzendweis fuer mich;
 Dann sperrte ich sie bei mir ein,
 Und alle Maedchen waeren mein.
 
 Wenn alle Maedchen waeren mein,
 So tauschte ich brav Zucker ein.
 Die, welche mir am liebsten waer',
 Der gaeb' ich gleich den Zucker her.
 Und kuesste sie mich zaertlich dann,
 Waer' sie mein Weib und ich ihr Mann,
 Sie schlief' an meiner Seite ein,
 Ich wiegte wie ein Kind sie ein.
(Pfeift, will nach der Arie nach der Pforte gehen.)
 

Dialog

 
Tamino:
 He da!
 
Papageno:
 Was da?
 
Tamino:
 Sag mir, du lustiger Freund, wer du seist?
 
Papageno:
 Wer ich bin? Dumme Frage! Ein Mensch, wie
 du. Und wenn ich dich nun fragte, wer du bist?
 
Tamino:
 So wuerde ich dir antworten, dass ich aus fuerstlichem
Gebluete bin.
 
Papageno:
 Das ist mir zu hoch. Musst dich deutlicher
 erklaeren, wenn ich dich verstehen soll!
 
Tamino:
 Mein Vater ist ein Fuerst, der ueber viele Laender
 und Menschen herrscht; darum nennt man mich Prinz.
 
Papageno:
 Laender? Menschen? Prinz? Sagst du mir
 zuvor: gibt's ausser diesen Bergen auch noch Laender und
 Menschen? 
 
Tamino:
 Viele Tausende!
 
Papageno:
 Da liesse sich ja eine Spekulation mit meinen
 Voegeln machen.
 
Tamino:
 Aber wie nennt man eigentlich diese Gegend? Und wer
 beherrscht sie?
 
Papageno:
 Das kann ich dir ebensowenig beantworten, als ich
weiss, wie ich auf die Welt gekommen bin.
 
Tamino (lacht):
 Wie? Du wuesstest nicht, wo du geboren,
 oder wer deine Eltern waren?
 
Papageno:
 Kein Wort! Ich weiss nur so viel, dass nicht
 weit von hier meine Strohhuette steht, die mich vor Regen
 und Kaelte schuetzt.
 
Tamino:
 Aber wie lebst du?
 
Papageno:
 Na, von Essen und Trinken, wie alle Menschen.
 
Tamino:
 Wodurch erhaeltst du das?
 
Papageno:
 Durch Tausch - ich fange fuer die sternflammende 
 Koenigin und ihre Jungfrauen verschiedene Voegel;
 dafuer erhalte ich taeglich Speise und Trank von ihr.
 
Tamino:
 Sternflammende Koenigin? Wenn es etwa gar die maechtige
 Herrscherin der Nacht waere! - Sag mir, guter Freund,
 warst du schon so gluecklich, diese Goettin der Nacht zu
 sehen?
 
Papageno:
 Sehen? Die sternflammende Koenigin sehen? Welcher Sterbliche
 koennte sich ruehmen, die je gesehn zu haben?
 
Tamino (fuer sich):
 Nun ist's klar; es ist eben diese naechtliche Koenigin,
 von der mein Vater mir so oft erzaehlte. Unfehlbar ist auch
 dieser Mann kein gewoehnlicher Mensch.
 
Papageno (fuer sich):
 Wie er mich so starr anblickt! 
 Bald fang' ich an, mich vor ihm zu fuerchten. 
(laut)
 Warum siehst du so verdaechtig und schelmisch nach mir?
 
Tamino:
 Weil... weil ich zweifle. ob du ein Mensch bist.
 
Papageno:
 Wie war das?
 
Tamino:
 Nach deinen Federn, die dich bedecken, halt' ich dich-
 
(Er geht auf ihn zu)
 
Papageno:
 Doch fuer keinen Vogel? Du, bleib zurueck, sag' ich,
 und traue mir nicht; denn ich habe Riesenkraft. (fuer sich)
 Wenn er sich nicht bald von mir schrecken laesst, so lauf ich
 davon.
 
Tamino:
 Riesenkraft?
(Er sieht auf die Schlange)
 Also warst du wohl gar mein Erretter, der diese giftige Schlange
bekaempfte?
 
Papageno:
 Schlange!
(Er sieht sich um, weicht zitternd einige Schritte zurueck)
 Ah! Ah! Ist sie tot oder lebendig?
 
Tamino:
 Aber um alles in der Welt, Freund, wie hast du dieses Ungeheuer
 bekaempft? Du bist ohne Waffen.
 
Papageno:
 Brauch keine! Bei mir ist ein starker Druck mit der Hand mehr als
 Waffen. 
 
Tamino:
 Du hast sie also erdrosselt?
 
Papageno:
 Erdrosselt!
(fuer sich)
 Bin in meinem Leben nicht so stark gewesen, als heute.
 
(Die Drei Damen erscheinen verschleiert.)
 
Drei Damen (drohen und rufen zugleich):
 Papageno!
 
Papageno:
 Aha, das geht mich an!
 
Tamino:
 Wer sind diese Damen?
 
Papageno:
 Wer sie eigentlich sind, weiss ich selbst nicht.
 Ich weiss nur so viel, dass sie mir taeglich meine
 Voegel abnehmen, und mir dafuer Wein, Zuckerbrot und
 suesse Feigen bringen.
 
Tamino:
 Sie sind vermutlich sehr schoen?
 
Papageno:
 Ich denke nicht! Denn wann die schoen waeren, dann
 wuerden die noch nicht ihre Gesichter bedecken.
 
Drei Damen (drohend):
 Papageno!
 
Papageno (beiseite zu Tamino):
 Sei still! Sie drohen mir schon.
(laut)
 Ah, du fragst, ob sie schoen sind, da kann ich dir nichts anderes
 darauf antworten, als dass ich in meinem Leben nichts
 Reizenderes gesehen habe.
(fuer sich)
 Jetzt werd ich gleich wieder gut sein.
 
Drei Damen (noch naeher tretend, drohend):
 Papageno!
 
Papageno:
 Was hab ich bloss heute verbrochen, dass die so aufgebracht
 wider mich sind? - Hier, meine Schoenen, uebergeb ich euch
 meine Voegel. 
 
Erste Dame (reicht ihm ein Gefaess mit Wasser):
 Dafuer schickt dir unsere Fuerstin heute zum ersten Mal statt
 Wein reines, helles Wasser.
 
Zweite Dame:
 Und mir befahl sie, dass ich, statt Zuckerbrot, diesen Stein dir
 ueberbringen soll. Ich wuensche, dass er dir wohl
 bekommen moege.
 
Papageno:
 Was? Steine soll ich fressen?
 
Dritte Dame:
 Und statt der suessen Feigen, hab' ich die Ehre, dir dies
 goldene Schloss vor den Mund zu schlagen.
 
(Sie schlaegt ihm das Schloss vor. Papageno hat seinen
Scherz durch Gebaerden.)
 
Erste Dame:
 Du willst vermutlich wissen, warum die Fuerstin dich heute so
 wunderbar bestraft? 
 
(Papageno bejaht es durch Nicken mit dem Kopf.)
 
Zweite Dame:
 Damit du kuenftig nie mehr Fremde beluegst.
 
Dritte Dame:
 Und dass du nie dich der Heldentaten ruehmst, die andre
 vollzogen haben. 
 
Erste Dame:
 Sag an! Hast du diese Schlange bekaempft?
 
(Papageno verneint es, durch Schuetteln mit dem Kopf.)
 
Zweite Dame:
 Wer denn also?
 
(Papageno deutet an, dass er es nicht weiss.)
 
Dritte Dame (zu Tamino):
 Wir waren's, Juengling, die dich befreiten. Hier, dies
 Gemaelde schickt dir die grosse Fuerstin;
 es ist das Bildnis ihrer Tochter. "Findest du," sagte sie,
 "dass diese Zuege dir nicht gleichgueltig sind, dann ist
 Glueck, Ehr' und Ruhm dein Los!" 
 Auf Wiedersehen.
(Geht ab.)
 
Zweite Dame:
 Adieu, Monsieur Papageno!
(Geht ab.)
 
Erste Dame:
 Fein nicht zu hastig getrunken!
 
(Sie geht lachend ab. Papageno hat immer sein stummes Spiel
gehabt; Tamino ist gleich beim Empfang des Bildnisses
aufmerksam geworden; seine Liebe nimmt zu, ob er gleich fuer alle
diese Reden taub schein.)
 

3. Arie

Tamino (blickt das Bildnis an):
 Dies Bildnis ist bezaubernd schoen,
 Wie noch kein Auge je gesehn!
 Ich fuehl es, wie dies Goetterbild
 Mein Herz mit neuer Regung fuellt.
 Dies Etwas kann ich zwar nicht nennen,
 Doch fuehl' ich's hier wie Feuer brennen.
 Soll die Empfindung Liebe sein?
 Ja, ja die Liebe ist's allein.
 O wenn ich sie nur finden koennte!
 O wenn sie doch schon vor mir staende!
 Ich wuerde, wuerde, warm und rein,
 Was wuerde ich?
 Ich wuerde sie voll Entzuecken
 An diesen heissen Busen druecken,
 Und ewig waere sie dann mein!
 
(Tamino will abgehen. Die Drei Damen treten auf.)
 

Dialog

 
Erste Dame:
 Rueste dich mit Mut und Standhaftigkeit,
 schoener Juengling! Die Fuerstin -
 
Zweite Dame:
 ... hat mir aufgetragen, dir zu sagen...
 
Dritte Dame:
 Dass der Weg zu deinem kuenftigen Gluecke
 nunmehr gebahnt sei.
 
Erste Dame:
 Sie hat jedes deiner Worte gehoert; Sie hat...
 
Zweite Dame:
 Jeden Zug in deinem Gesichte gelesen...
 
Dritte Dame:
 ...hat beschlossen, dich ganz gluecklich zu
 machen.
 
Erste Dame:
 "Hat dieser Juengling," sprach sie, "auch so viel
 Mut und Tapferkeit, als er zaertlich ist, O, so ist meine
 Tochter ganz gewiss gerettet."
 
Tamino:
 Gerettet?
 
Erste Dame:
 Ein maechtiger, boeser Daemon hat sie ihr entrissen.
 
Tamino:
 Entrissen?
 Sagt, sagt, wo ist des Tyrannen Aufenthalt?
 
Zweite Dame:
 Sehr nahe an unsern Bergen. Seine Burg ist sorgsam bewacht.
 
Tamino:
 Pamina sei gerettet! Das schwoer' ich bei meiner Liebe, bei
 meinem Herzen. 
(Kurzer starker Donner.)
 Ihr Goetter, was ist das?
(Es wird dunkel.)
 
Die Drei Damen:
 Fasse dich!
 
Erste Dame:
 Es verkuendigt die Ankunft unserer Koenigin.
(Donner.)
 
Drei Damen:
 Sie kommt!
(Donner. )
 Sie kommt!
(Donner. )
 Sie kommt!
 
(Die Berge teilen sich auseinander und das Theater verwandelt sich
in ein praechtiges Gemach.)
 

4. Arie

 
Koenigin der Nacht:
 O zittre nicht, mein lieber Sohn!
 Du bist unschuldig, weise, fromm;
 Ein Juengling so wie du vermag am besten,
 Dies tiefbetruebte Mutterherz zu troesten.
 
 Zum Leiden bin ich auserkoren,
 Denn meine Tochter fehlet mir;
 Durch sie ging all mein Glueck verloren,
 Ein Boesewicht entfloh mit ihr.
 Noch seh' ich ihr Zittern
 Mit bangem Erschuettern,
 Ihr aengstliches Beben,
 Ihr schuechternes Streben.
 Ich musste sie mir rauben sehen,
 Ach helft! ach helft! war alles, was sie sprach.
 Allein vergebens war ihr Flehen,
 Denn meine Hilfe war zu schwach.
 
 Du, du, du wirst sie zu befreien gehen,
 Du wirst der Tochter Retter sein.
 Und werd' ich dich als Sieger sehen,
 So sei sie dann auf ewig dein.
(Mit den Drei Damen ab. Das Theater verwandelt sich
wieder, so wie es vorher war.)
 

Dialog

 
Tamino (nach einer Pause):
 Ist's denn auch Wirklichkeit, was ich sah? O ihr guten Goetter,
 taeuscht mich nicht!
 

5. Quintett

 
Papageno (deutet traurig auf das Schloss am Munde):
 Hm, hm, hm, hm, hm!
 
Tamino:
 Der Arme kann von Strafe sagen,
 Denn seine Sprache ist dahin.
 
Papageno:
 Hm, hm, hm, hm, hm, hm!
 
Tamino:
 Ich kann nichts tun, als dich beklagen,
 Weil ich zu schwach zu helfen bin.
 
(Die Drei Damen erscheinen, und treten zwischen Tamino
und Papageno.)
 
Erste Dame:
 Die Koenigin begnadigt dich,
 Erlaesst die Strafe dir durch mich.
(Sie nimmt ihm das Schloss vom Munde.)
 
Papageno:
 Nun plaudert Papageno wieder!
 
Zweite Dame:
 Ja, plaudre! Luege nur nicht wieder!
 
Papageno:
 Ich luege nimmermehr, nein, nein!
 
Drei Damen:
 Dies Schloss soll deine Warnung sein.
 
Papageno:
 Dies Schloss meine Warnung sein.
 
Alle:
 Bekaemen doch die Luegner alle
 Ein solches Schloss vor ihren Mund;
 Statt Hass, Verleumdung, schwarzer Galle,
 Bestuenden Lieb' und Bruderbund.
 
Erste Dame (gibt Tamino eine goldene Floete):
 O Prinz, nimm dies Geschenk von mir!
 Dies sendet uns're Fuerstin dir.
 Die Zauberfloete wird dich schuetzen,
 Im groessten Unglueck unterstuetzen.
 
Drei Damen:
 Hiermit kannst du allmaechtig handeln,
 Der Menschen Leidenschaft verwandeln:
 Der Traurige wird freudig sein,
 Den Hagestolz nimmt Liebe ein.
 
Alle:
 O so eine Floete ist mehr
 Als Gold und Kronen wert,
 Denn durch sie wird Menschenglueck
 Und Zufriedenheit vermehrt.
 
Papageno:
 Nun, ihr schoenen Frauenzimmer,
 Darf ich, so empfehl' ich mich.
 
Drei Damen:
 Dich empfehlen kannst du immer,
 Doch bestimmt die Fuerstin dich,
 Mit dem Prinzen ohn' Velweilen
 Nach Sarastros Burg zu eilen.
 
Papageno:
 Nein, dafuer bedank' ich mich!
 Von euch selbsten hoerte ich,
 Dass er wie ein Tigertier.
 Sicher liess' ohn' alle Gnaden
 Mich Sarastro rupfen, braten,
 Setzte mich den Hunden fuer.
 
Drei Damen:
 Dich schuetzt der Prinz, trau' ihm allein.
 Dafuer sollst du sein Diener sein.
 
Papageno (fuer sich):
 Dass doch der Prinz beim Teufel waere!
 Mein Leben ist mir lieb;
 Am Ende schleicht, bei meiner Ehre,
 Er von mir wie ein Dieb.
 
Erste Dame (gibt Papageno ein Kaetschen mit einem
Glockenspiele): 
 Hier, nimm dies Kleinod, es ist dein.
 
Papageno:
 Ei, ei! Was mag darinnen sein?
 
Drei Damen:
 Darinnen hoerst du Gloeckchen toenen.
 
Papageno:
 Werd' ich sie auch wohl spielen koennen?
 
Drei Damen:
 O ganz gewiss! Ja, ja, gewiss!
 
Alle fuenf:
 Silbergloeckchen, Zauberfloeten
 Sind zu eurem/unserm Schutz vonnoeten.
 Lebet wohl! Wir wollen gehn,
 Lebet wohl, auf Wiedersehn!
 
Tamino:
 Doch, schoene Damen, saget an -
 
Papageno:
 Wie man die Burg wohl finden kann?
 
Beide:
 Wie man die Burg wohl finden kann?
 
Drei Damen:
 Drei Knaebchen, jung, schoen, hold und weise,
 Umschweben euch auf eurer Reise.
 Sie werden eure Fuehrer sein,
 Folgt ihrem Rate ganz allein.
 
Tamino, Papageno:
 Drei Knaebchen, jung, schoen, hold und weise,
 Umschweben euch auf eurer Reise.
 
Drei Damen:
 Sie werden eure Fuehrer sein,
 Folgt ihrem Rate ganz allein.
 
Alle:
 So lebet wohl! Wir wollen gehn,
 Lebt wohl, lebt wohl, auf Wiederseh'n!
(Alle ab.)
 

Escena Segona

Ein praechtiges aegyptisches Zimmer.

Monostatos tritt auf.

Pamina wird von Sklaven hereingefuehrt.

 
Sklave:
 Ha, ha, ha! Unser Peiniger, der alles
 belauschende Mohr, wird morgen sicherlich
 gehangen oder gespiesst! Pamina entfloh vor
 seinen Augen. So ist der Mohr nichts mehr zu
 retten, auch wenn Pamina von Sarastros
 Gefolge wieder eingefangen wuerde.
 
Monostatos:
 He, Sklaven! Schafft Fesseln herbei!
 
Sklave:
 Fesseln? Doch nicht fuer Pamina? Der
 unbarmherzige Teufel, wie der sie bei den
 Haenden fasst. Das halt ich nicht aus.
 

6. Terzett

 
Monostatos:
 Du feines Taeubchen, nur herein!
 
Pamina:
 O welche Marter, welche Pein!
 
Monostatos:
 Verloren ist dein Leben!
 
Pamina:
 Der Tod macht mich nicht beben,
 Nur meine Mutter dauert mich;
 Sie stirbt vor Gram ganz sicherlich.
 
Monostatos:
 He, Sklaven, legt ihr Fesseln an!
(Sklaven legen ihr Fesseln an.)
 Mein Hass soll dich verderben!
 
Pamina 
 O lasst mich lieber sterben,
 Weil nichts, Barbar, dich ruehren kann!
(Sie sinkt ohnmaechtig auf ein Sofa.)
 
Monostatos:
 Nun fort! Lasst mich bei ihr allein!
(Die Sklaven gehen ab. Papageno kommt.) 
 
Papageno (von aussen am Fenster, ohne gleich gesehen zu
werden): 
 Wo bin ich wohl? Wo mag ich sein?
 Aha! da find' ich Leute.
 Gewagt, ich geh' hinein.
(Geht herein)
 Schoen Maedchen, jung und rein,
 Viel weisser noch als Kreide.
 
Monostatos und Papageno (besehen sich - erschrecken
einer ueber den andern):
 Hu!
 Das ist der Teufel sicherlich!
 Hab' Mitleid! Verschone mich!
 Hu, hu, hu!
(Laufen beide ab.)
 

Dialog

 
Pamina (spricht wie im Traum):
 Mutter - Mutter - Mutter!
(Sie erholt sich, sieht sich um)
 Wie? Noch schlaegt dieses Herz? Zu neuen
 Qualen erwacht?
 O das ist hart, sehr hart! Mir bitterer, als der Tod.
 
Papageno (tritt ein):
 Bin ich nicht ein Narr, dass ich mich schrecken liess?
 Es gibt doch auch schwarze Voegel auf der Welt,
 warum denn nicht auch schwarze Menschen? - Ah, da ist ja das
 schoene Fraeuleinbild noch. - Du Tochter der naechtlichen
 Koenigin -
 
Pamina:
 Naechtlichen Koenigin? Wer bist du?
 
Papageno:
 Ein Abgesandter der sternflammenden Koenigin.
 
Pamina (freudig):
 Meiner Mutter? O Wonne! - Dein Name?
 
Papageno:
 Papageno.
 
Pamina:
 Papageno? - Papageno - ich erinnere mich, den Namen oft gehoert
 zu haben, dich selbst aber sah ich nie. 
 
Papageno:
 Ich dich ebensowenig.
 
Pamina:
 Du kennst also meine gute, zaertliche Mutter?
 
Papageno:
 Wenn du die Tochter der naechtlichen Koenigin bist - ja!
 
Pamina:
 O ich bin es.
 
Papageno:
 Das will ich gleich erkennen.
(Er sieht das Portrait an.)
 Die Augen schwarz - richtig, schwarz.
 Die Lippen rot - richtig, rot.
 Blonde Haare - blonde Haare.
 Alles trifft ein, bis auf Haende und Fuesse.
 Nach dem Gemaelde zu schliessen,
 sollst du weder Haende noch Fuesse haben;
 denn hier sind keine angezegt.
 
Pamina:
 Erlaube mir - Ja, ich bin's! Wie kam es in deine Haende?
 
Papageno:
 Ich muss dir das umstaendlicher erzaehlen. Ich
 kam heute frueh, wie gewoehnlich, zu deiner Mutter Palast
 mit meiner Lieferung -
 
Pamina:
 Lieferung?
 
Papageno:
 Ja, ich liefere deiner Mutter schon seit vielen Jahren alle die
 schoenen Voegel in den Palast. Ja, und eben, als ich im
 Begriffe war, meine Voegel abzugeben, da seh ich einen Menschen
 vor mir, der sich Prinz nennen laesst, und dieser Prinz hat
 deine Mutter so von sich eingenommen, dass sie ihm dein Bildnis
 schenkte und ihm befahl, dich zu befreien. Sein Entschluss, der
 war ebenso rasch, als seine Liebe zu dir.
 
Pamina:
 Liebe?
(freudig)
 Er liebt mich also? O. sage mir das noch einmal,
 ich hoere das Wort Liebe gar zu gerne.
 
Papageno:
 Das glaube ich dir. Bist ja auch ein Fraeuleinbild - Kurz also,
 diese grosse Liebe zu dir war der Peitschenstreich, um unsre
 Fuesse im schnellen Gang zu bringen, und nun sind wir hier,
 dir tausend schoene und angenehme Sachen zu sagen.
 
Pamina:
 Freund, wenn Sarastro dich hier erblicken sollte, dann -
 
Papageno:
 So wuerde mir meine Rueckreise erspart blieben - das kann ich
 mir denken.
 
Pamina:
 Dein martervoller Tod wuerde ohne Grenzen sein.
 
Papageno:
 Um diesem auszuweichen, gehn wir lieber beizeiten.
 
Pamina:
 Wir haben keine Minute zu versaeumen.
 
Papageno:
 Ja, komm, du wirst Augen machen, wenn du den schoenen
Juengling erblickst.
 
(Sie gehen, Pamina kehrt um)
 
Pamina:
 Aber wenn dies ein Fallstrick waere - wenn dieser nun ein
 boeser Geist von Sarastros Gefolge waere?
(Sieht ihn bedenklich an)
 
Papageno:
 Was? Ich ein boeser Geist? Wo denkst du hin? Ich
 bin der beste Geist von der Welt.
 
Pamina:
 Vergib, vergib, wenn ich dich beleidigte! Du hast ein
 gefuehlvolles Herz. 
 
Papageno:
 Ja, freilich habe ich ein gefuehlvolles Herz! Aber was nutzt mir
 denn das alles? - Ich moecht' mir doch oft alle meine Federn
 ausrupfen, wenn ich bedenk', dass Papageno noch keine Papagena
 hat.
 
Pamina:
 Armer Mann! Du hast also noch kein Weib?
 
Papageno:
 Noch nicht einmal ein Maedchen, geschweige denn
 ein Weib! Und unsereiner hat eben auch so seine
 lustigen Stunden, wo man so richtig so gesellschaftliche Unterhaltung
 haben moecht'. 
 
Pamina:
 Geduld, Freund! Der Himmel wird auch fuer dich
 sorgen; er wird dir eine Freundin schicken, ehe du dir's
 vermutest.
 
Papageno:
 Wenn er's nur bald schickte.
 

7. Duett

 
Pamina:
 Bei Maennern, welche Liebe fuehlen,
 Fehlt auch ein gutes Herze nicht.
 
Papageno:
 Die suessen Triebe mitzufuehlen,
 Ist dann der Weiber erste Pflicht.
 
Beide:
 Wir wollen uns der Liebe freun,
 Wir leben durch die Lieb' allein.
 
Pamina:
 Die Lieb' versuesset jede Plage,
 Ihr opfert jede Kreatur.
 
Papageno:
 Sie wuerzet unsre Lebenstage,
 Sie wirkt im Kreise der Natur.
 
Beide:
 Ihr hoher Zweck zeigt deutlich an,
 Nichts Edler's sei, als Weib und Mann.
 Mann und Weib, und Weib und Mann
 Reichen an die Gottheit an.
(Beide ab.)
 

Escena Tercera

Das Theater verwandelt sich in einen Hain. Ganz im Hintergrunde der Buehne ist ein schoener Tempel, worauf diese Worte stehen: Tempel der Weisheit. Dieser Tempel fuehrt mit Saeulen zu zwei anderen Tempeln, rechts auf dem einen steht: Tempel der Vernuft. Links steht: Tempel der Natur.

Drei Knaben fuehren Tamino herein.

8. Finale

 
Drei Knaben:
 Zum Ziele fuehrt dich diese Bahn,
 Doch musst du, Juengling, maennlich siegen.
 Drum hoere unsre Lehre an:
 Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!
 
Tamino:
 Ihr holden Kleinen, sagt mir an,
 Ob ich Pamina retten kann?
 
Drei Knaben:
 Dies kundzutun, steht uns nicht an:
 Sei standhaft, duldsam und verschwiegen!
 Bedenke dies; kurz, sei ein Mann,
 Dann, Juengling, wirst du maennlich siegen.
(Gehen ab.)
 
Tamino:
 Die Weisheitslehre dieser Knaben
 Sei ewig mir ins Herz gegraben.
 Wo bin ich nun? Was wird mit mir?
 Ist dies der Sitz der Goetter hier?
 Doch zeigen die Pforten, es zeigen die Saeulen,
 Dass Klugheit und Arbeit und Kuenste hier weilen.
 Wo Taetigkeit thronet und Muessiggang weicht.
 Erhaelt seine Herrschaft das Laster nicht leicht.
 Ich wage mich mutig zur Pforte hinein,
 Die Absicht ist edel und lauter und rein.
 Erzitt're, feiger Boesewicht!
 Pamina retten ist mir Pflicht.
(Er geht an die Pforte zur rechten Seite, macht sie auf, und als er
hinein will, hoert man unfern Stimmen)
 
Stimmen:
 Zurueck!
 
Tamino:
 Zurueck? Zurueck? So wag' ich hier mein Glueck!
(Er geht zur linken Pforte. Stimmen von innen.)
 
Stimmen:
 Zurueck!
 
Tamino:
 Auch hier ruft man: Zurueck!
(Sieht sich um)
 Da seh' ich noch eine Tuer,
 Vielleicht find' ich den Eingang hier.
(Er klopft an der mittleren Pforte, der Sprecher
erscheint.)
 
Der Sprecher:
 Wo willst du, kuehner Fremdling, hin?
 Was suchst du hier im Heiligtum?
 
Tamino:
 Der Lieb' und Tugend Eigentum.
 
Der Sprecher:
 Die Worte sind von hohem Sinn!
 Allein wie willst du diese finden?
 Dich leitet Lieb' und Tugend nicht,
 Weil Tod und Rache dich entzuenden.
 
Tamino:
 Nur Rache fuer den Boesewicht.
 
Der Sprecher:
 Den wirst du wohl bei uns nicht finden.
 
Tamino:
 Sarastro herrscht in diesen Gruenden?
 
Der Sprecher:
 Ja, ja! Sarastro herrschet hier.
 
Tamino:
 Doch in dem Weisheitstempel nicht?
 
Der Sprecher:
 Er herrscht im Weisheitstempel hier!
 
Tamino:
 So ist denn alles Heuchelei!
(will gehen)
 
Der Sprecher:
 Willst du schon wieder gehn?
 
Tamino:
 Ja, ich will gehen, froh und frei,
 Nie euren Tempel seh'n!
 
Der Sprecher:
 Erklaer dich naeher mir,
 Dich taeuschet ein Betrug.
 
Tamino:
 Sarastro wohnet hier,
 Das ist mir schon genug!
 
Der Sprecher:
 Wenn du dein Leben liebst,
 So rede, bleibe da!
 Sarastro hassest du?
 
Tamino:
 Ich hass ihn ewig, ja!
 
Der Sprecher:
 Nun gib mir deine Gruende an.
 
Tamino:
 Er ist ein Unmensch, ein Tyrann!
 
Der Sprecher:
 Ist das, was du gesagt, erwiesen?
 
Tamino:
 Durch ein ungluecklich Weib bewiesen,
 Das Gram und Jammer niederdrueckt.
 
Der Sprecher:
 Ein Weib hat also dich berueckt?
 Ein Weib tut wenig, plaudert viel.
 Du, Juengling, glaubst dem Zungenspiel?
 O legte doch Sarastro dir
 Die Absicht seiner Handlung fuer!
 
Tamino:
 Die Absicht ist nur allzu klar!
 Riss nicht der Raeuber ohn' Erbarmen,
 Pamina aus der Mutter Armen?
 
Der Sprecher:
 Ja, Juengling, was du sagst, ist wahr.
 
Tamino:
 Wo ist sie, die er uns geraubt?
 Man opferte vielleicht sie schon?
 
Der Sprecher:
 Dir dies zu sagen, teurer Sohn,
 Ist jetztund mir noch nicht erlaubt.
 
Tamino:
 Erklaer dies Raetsel, taeusch' mich nicht!
 
Der Sprecher:
 Die Zunge bindet Eid und Pflicht.
 
Tamino:
 Wann also wird die Decke schwinden?
 
Der Sprecher:
 Sobald dich fuehrt der Freundschaft Hand
 In's Heiligtum zum ew'gen Band.
(Geht ab.)
 
Tamino (allein):
 O ew'ge Nacht! Wann wirst du schwinden?
 Wann wird das Licht mein Auge finden?
 
Stimmen:
 Bald, Juengling, oder nie!
 
Tamino:
 Bald, sagt ihr, oder nie?
 Ihr Unsichtbaren, saget mir,
 Lebt denn Pamina noch?
 
Stimmen:
 Pamina lebet noch!
 
Tamino (freudig):
 Sie lebt! Ich danke euch dafuer.
(Er nimmt seine Floete heraus)
 O wenn ich doch imstande waere,
 Allmaechtige, zu eurer Ehre.
 Mit jedem Tone meinen Dank
 Zu schildern, wie er hier, entsprang.
(Aufs Herz deutend. Er spielt, sogleich kommen Tiere von allen
Arten hervor, ihm zuzuhoeren. Er hoert auf, und sie
fliehen. Die Voegel pfeifen dazu.)
 Wie stark ist nicht dein Zauberton,
 Weil, holde Floete, durch dein Spielen
 Selbst wilde Tiere Freude fuehlen.
 Doch Pamina, nur Pamina bleibt davon!
(Er spielt)
 Pamina! Pamina! Hoere, hoere mich!
 Umsonst!
(Er spielt)
 Wo? Ach, wo find' ich dich?
(Er spielt, Papageno antwortet von innen mit seinem
Floetchen.) 
 Ha, das ist Papagenos Ton!
(Er spielt. Papageno antwortet)
 Vielleicht sah er Pamina schon,
 Vielleicht eilt sie mit ihm zu mir!
 Vielleicht fuehrt mich der Ton zu ihr.
(Er eilt ab. Papageno und Pamina eilen herbei.)
 
Pamina, Papageno:
 Schnelle Fuesse, rascher Mut
 Schuetzt vor Feindes List und Wut.
 Faenden wir Tamino doch,
 Sonst erwischen sie uns noch.
 
Pamina:
 Holder Juengling!
 
Papageno:
 Stille, stille, ich kann's besser!
(Pfeift.)
 
Beide:
 Welche Freude ist wohl groesser?
 Freund Tamino hoert uns schon;
 Hierher kam der Floetenton.
 Welch ein Glueck, wenn ich ihn finde.
 Nur geschwinde! Nur geschwinde!
 
(Wollen hineingehen. Monostatos tritt auf.)
 
Monostatos (ihrer spottend):
 Nur geschwinde! Nur geschwinde!
 Ha, hab' ich euch noch erwischt?
 Nur herbei mit Stahl und Eisen;
 Wart', ich will euch Mores weisen.
 Den Monostatos beruecken!
 Nur herbei mit Band und Stricken,
 He, ihr Sklaven, kommt herbei!
 
(Sklaven kommen, mit Fesseln.)
 
Pamina, Papageno:
 Ach, nun ist's mit uns vorbei!
 
Monostatos:
 He, ihr Sklaven, kommt herbei!
 
Papageno:
 Wer viel wagt, gewinnt oft viel!
 Komm, du schoenes Glockenspiel,
 Lass die Gloeckchen klingen, klingen,
 Dass die Ohren ihnen singen.
 
(Er spielt auf seinem Glockenspiel. Sogleich tanzen und singen
Monostatos und die Sklaven.)
 
Monostatos, Sklaven:
 Das klinget so herrlich,
 Das klinget so schoen!
 Larala la la larala la la larala!
 Nie hab' ich so etwas
 Gehoert und geseh'n!
 Larala la la larala la la larala!
(Sie gehen tanzend ab)
 
Pamina, Papageno:
 Koennte jeder brave Mann
 Solche Gloeckchen finden!
 Seine Feinde wuerden dann
 Ohne Muehe schwinden,
 Und er lebte ohne sie
 In der besten Harmonie!
 Nur der Freundschaft Harmonie
 Mildert die Beschwerden;
 Ohne diese Sympathie
 Ist kein Glueck auf Erden.
 
(Ein starker Marsch mit Trompeten und Pauken faellt ein)
 
Chor (von innen):
 Es lebe Sarastro! Sarastro lebe!
 
Papageno:
 Was soll das bedeuten? Ich zittre, ich bebe!
 
Pamina:
 O Freund, nun ist's um uns getan,
 Dies kuendigt den Sarastro an!
 
Papagbno:
 O waer ich eine Maus,
 Wie wollt' ich mich verstecken!
 Waer ich so klein wie Schnecken,
 So kroech' ich in mein Haus!
 Mein Kind, was werden wir nun sprechen?
 
Pamina:
 Die Wahrheit! Die Wahrheit,
 Sei sie auch Verbrechen.
 
(Zug von Gefolge; zuletzt faehrt Sarastro auf einem
Triumphwagen heraus, der von sechs Loewen gezogen wird.)
 
Chor:
 Es lebe Sarastro! Sarastro soll leben!
 Er ist es, dem wir uns mit Freuden ergeben!
 Stets moeg' er des Lebens als Weiser sich freun,
 Er ist unser Abgott, dem alle sich weihn.
 
Pamina (kniet):
 Herr, ich bin zwar Verbrecherin,
 Ich wollte deiner Macht entfliehn,
 Allein die Schuld ist nicht an mir -
 Der boese Mohr verlangte Liebe;
 Darum, o Herr, entfloh ich dir.
 
Sarastro:
 Steh auf, erheitre dich, o Liebe!
 Denn ohne erst in dich zu dringen,
 Weiss ich von deinem Herzen mehr:
 Du liebest einen andern sehr.
 Zur Liebe will ich dich nicht zwingen,
 Doch geb' ich dir die Freiheit nicht.
 
Pamina:
 Mich rufet ja die Kindespflicht,
 Denn meine Mutter -
 
Sarastro:
 Steht in meiner Macht.
 Du wuerdest um dein Glueck gebracht,
 Wenn ich dich ihren Haenden liesse.
 
Pamina:
 Mir klingt der Muttername suesse;
 Sie ist es -
 
Sarastro:
 Und ein stolzes Weib!
 Ein Mann muss eure Herzen leiten,
 Denn ohne ihn pflegt jedes Weib
 Aus ihrem Wirkungskreis zu schreiten.
 
(Monostatos fuehrt Tamino herein.)
 
Monostatos:
 Nun stolzer Juengling, nur hierher!
 Hier ist Sarastro, unser Herr.
 
Pamina (sieht Tamino):
 Er ist's!
 
Tamino (sieht Pamina):
 Sie ist's!
 
Pamina:
 Ich glaub' es kaum!
 
Tamino:
 Sie ist's!
 
Pamina:
 Er ist's!
 
Tamino:
 Es ist kein Traum!
 
Pamina:
 Es schling' mein Arm sich um ihn her!
 
Tamino:
 Es schling' mein Arm sich um sie her!
 
Beide:
 Und wenn es auch mein Ende waer!
 
(Sie umarmen sich.)
 
Alle:
 Was soll das heissen?
 
Monostatos:
 Welch eine Dreistigkeit!
 Gleich auseinander! Das geht zu weit!
(Er trennt sie; kniet dann vor Sarastro nieder.)
 Dein Sklave liegt zu deinen Fuessen,
 Lass den verwegnen Frevler buessen!
 Bedenk, wie frech der Knabe ist:
 Durch dieses seltnen Vogels List
 Wollt er Pamina dir entfuehren.
 Allein ich wusst' ihn auszuspueren.
 Du kennst mich! Meine Wachsamkeit-
 
Sarastro:
 Verdient, dass man ihr Lorbeer streut!
 He, gebt dem Ehrenmann sogleich -
 
Monostatos:
 Schon deine Gnade macht mich reich.
 
Sarastro:
 Nur siebenundsiebenzig Sohlenstreich!
 
Monostatos:
 Ach Herr, den Lohn verhofft' ich nicht!
 
Sarastro:
 Nicht Dank, es ist ja meine Pfticht!
 
(Monostatos wird abgefuehrt)
 
Alle:
 Es lebe Sarastro, der goettliche Weise!
 Er lohnet und strafet in aehnlichem Kreise.
 
Sarastro:
 Fuehrt diese beiden Fremdlinge
 In unsern Pruefungstempel ein;
 Bedecket ihre Haeupter dann,
 Sie muessen erst gereinigt sein.
 
(Der Sprecher und zwei Priester bringen eine Art Sack und bedecken
die Haeupter der beiden Fremden)
 
Schlusschor:
 Wenn Tugend und Gerechtigkeit
 Den grossen Pfad mit Ruhm bestreut,
 Dann ist die Erd' ein Himmelreich,
 Und Sterbliche den Goettern gleich.

Final de l'Acte I.



ACTE II




Pàgina creada per P.F.B.